Fliegen im Winter

Januar 2021

Eine Frage, die sich dieser Tage im Gespräch mit Familie, Freunden oder Kollegen immer wieder ergibt, wenn wir über mein Hobby - das Fliegen - sprechen, ist: "Kann man auch im Winter fliegen?"

Die Antwort ist klar: Ja! Die großen Airliner können es mit ihren ausgefeilten Unterstützungssystemen wie Instrumentenlandesystem (ILS) und Co. sowie, aber auch die kleinen Privatflieger wie ich. Ein paar Einschränkungen gibt es jedoch - auf eine Auswahl will ich folgend kurz eingehen.

Wind und Wetter

Faktor Nummer 1, der das Fliegen im Winter erschwert, ist das Wetter. Die Frequenz von Stürmen nimmt zu. Die tonnenschweren Maschinen der Airlines kommen bis zu einem gewissen Maß damit klar. Ein Kleinflugzeug von vielleicht nicht mal 1.000 kg Gewicht wird jedoch zum Spielball der Luft - das will kein Pilot. Außerdem lassen sich im Winter hierzulande ab und an Schneestürme sehen und dann nicht nur die kommerzielle Luftfahrt am Boden warten, sondern erst recht den Sichtflieger. Sicht - auch die ist im Winter öfter schlecht, man denke nur an trübe Nebeltage oder tiefhängende Wolken.

Die Melange aus Feuchte und Kälte hält aber auch noch eine richtig große Gefahr für die Luftfahrt bereit: Eis! Bildet sich dieses am Flugzeug - egal ob groß ob klein - wird es nicht nur unkontrolliert schwerer, sondern verliert auch noch durch eine veränderte Oberfläche an Auftrieb - eine gefährliche Mixtur, aus der Abstürze gemacht sind. In Summe sind also im Winter einfach die Wetterbedingungen häufiger schlecht als im Sommer. Sie können aber auch sehr gut sein, dazu später mehr.

Licht- und Platznot

Was noch hinzukommt, ist die kurze Tageslichtzeit, zumindest, wenn man wie ich keine Nachtflugberechtigung hat. Dann ist von November bis Februar einfach 16 Uhr Feierabend, während in den Sommermonaten die Sonne zu der Zeit noch hoch am Horizont lacht und zum Feierabendflug einlädt.

Ein weiterer Faktor ist, dass nicht jeder Flugplatz seine Piste gegebenenfalls auch von Schnee beräumt. Hat man also seine Maschine an einem solchen kleineren Platz stationiert, kann das schon den Start verhindern. Anderenfalls sind aber eben auch die Landemöglichkeiten eingeschränkt. Dazu braucht es nicht mal Schnee. Viele kleinere Flugplätze haben statt einer festen Asphalt- oder Beton-Piste eine Graslandebahn. Ist diese tief mit Wasser durchtränkt, ist die Nutzung nicht möglich.

Mit einem Hoch geht es schnell hoch

Doch Fliegen im Winter hat auch seine Vorteile. Hat sich ein schönes, stabiles Hochdruckgebiet hierzulande etabliert und lenkt auch noch trockene, kalte Kontinentalluft in unsere Breiten, könnten die Flugbedingungen kaum besser sein. Die kalte Luft mit meist hohen Luftdrücken sorgt für beste Leistungen beim Start und Steigflug, allerdings im Reiseflug auch für etwas mehr Kraftstoffverbrauch. Dazu hat die genannte Wetterkonstellation auch sehr wenig Feuchte an Bord, so dass die Sichten fantastisch sein und weit über 100 Kilometer reichen können. Da aus der Luft die Erdkrümmung weniger schnell den Horizont bildet (wie bei einem Berg) kann man diese Sichtweiten auch nutzen.

Berge der Alpen mit Schnee

Man kann also durchaus im Winter schöne Flugerlebnisse haben. Ich selbst habe auch schon Flugstunden im Januar im Buch stehen. Allerdings fehlt mir bis dato noch ein toller Flug über eine schneebedeckte Winterlandschaft und damit auch das Erlebnis, wie sich eine weiße Landschaft auf die Orientierung auswirkt. Doch sobald ich die Gelegenheit zu einem Schneeflug hatte, werde ich Fotos hier veröffentlichen.